Kapitaldienstgrenze einfach erklärt

Die Kapitaldienstgrenze ist der Betrag, den ein Unternehmen aus dem laufenden Cashflow maximal für die Tilgung von Krediten und die Zahlung von Zinsen aufwenden kann. Sie stellt eine jährliche Obergrenze dar und spielt eine zentrale Rolle bei der Beurteilung der Kreditwürdigkeit durch Banken.

Warum ist die Kapitaldienstgrenze so wichtig?

Bei der Vergabe neuer Kredite prüfen Banken, ob der Kapitaldienst langfristig gesichert ist. Entscheidend ist, ob das Unternehmen nachhaltig in der Lage ist, Zinsen und Tilgungen aus dem operativen Geschäft zu leisten. Wenn diese Fähigkeit nicht gegeben ist, kann das Vorhaben schnell scheitern – unabhängig von guten Ideen oder Marktchancen.

Kapitaldienstgrenze berechnen: So  geht’s

Wenn Kreditinstitute ein Unternehmen beurteilen, ist die Kapitaldienstgrenze der kritische Wert. Daher wird er bei der Vergabe neuer Kredite nicht überschritten. Eine Sichtweise ist beispielsweise die richtige Beurteilung der wirtschaftlichen Verhältnisse eines Unternehmens. Eine andere berechtigte Sichtweise ist jedoch, ob Kreditnehmer zukünftig und nachhaltig mit einer hohen Wahrscheinlichkeit die Tilgung und die fälligen Zinsen begleichen kann? Wenn der Unternehmer seine Vorhaben nicht mehr finanzieren kann, führt das unweigerlich in eine Sackgasse. Darum sollten Unternehmer Kapitaldienstfähigkeit und Cash-Flow im Blick halten.

Wenn Unternehmer die Kapitaldienstgrenze selbst ermitteln wollen, können sie nach diesem Schema vorgehen:

Grundformel für Cash-Flow, Kapitaldienst und Kapitaldienstgrenze: 

Planung TEUR

  Jahresüberschuss nach Steuern

120,0

(+) Abschreibung des langfristigen Anlagevermögens

+ 160,0

(+/-) Veränderung der langfristigen Rückstellungen
(meist Pensionsrückstellungen)

+ 60,0

(+/-) Korrektur periodenfremde oder außerordentliche Zuflüsse oder Abflüsse

-40,0

= Cash-Flow (Praktiker Formel)

300,0

(+) Zinsaufwand

+ 38,0

= Erweiterter Cash-Flow

262,0

(-) Investitionen aus Eigenmitteln

-50,0

(-) Entnahmen / Ausschüttungen / Unternehmerlohn /
Erhöhung der Forderungen gegenüber Gesellschaftern

-40,0

(+) Einlagen / Gesellschafterdarlehen /
Reduzierung der Forderungen gegenüber Gesellschaftern

+ 20,0

= Kapitaldienstgrenze

192,0

Erklärung: Die Kapitaldienstgrenze ist der verfügbare Mittelzufluss, der zur Bedienung von Krediten eingesetzt werden kann. Sie ergibt sich aus dem Cashflow, korrigiert um Investitionen, Ausschüttungen und Eigenmittelzuflüsse.
Das heißt in unseren Beispiel, dies sind der Cash-Flow nach Steuern von 280 TEUR abzüglich Entnahmen, Ergebnisverwendungen oder Investitionen aus Eigenmitteln zuzüglich der Einlagen.

Wo wird die Kapitaldienstgrenze angewendet?

Die Kapitaldienstgrenze spielt vor allem bei der Erstellung eines Businessplans sowie bei Kreditverhandlungen eine zentrale Rolle:

  • Bonitätseinstufung durch Banken

  • Kreditwürdigkeitsprüfung bei Finanzierungen

  • Planung des finanziellen Spielraums im Unternehmen

Banken verwenden die Kapitaldienstgrenze, um zu prüfen, wie hoch ein neuer Kredit maximal sein darf – und ob das Unternehmen ihn realistisch zurückzahlen kann.

Wenn ein Businessplan erarbeitet wird, sind eine Umsatz- und Kostenplanung und eine Liquiditätsplanung die typischen Inhalte. Diese Unterlagen geben die Unternehmen an ihre Geschäftsbanken weiter. Unternehmer und die Mitarbeiter bei den Kreditinstituten können daraus dann die Kapitaldienstgrenze ermitteln. Daraus folgt beispielsweise die Einstufung der Bonität und die Überprüfung der Kreditwürdigkeit. Insofern besprechen Kreditsachbearbeiter und Unternehmer regelmäßig die Bonität und die Kapitaldienstgrenze.

Aus der Kapitaldienstgrenze kann sich ergeben, dass ein Spielraum für eine weitere Kreditaufnahme besteht. Wenn sie sich als Folge einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation verringert, können engere Auflagen der Kreditführung sowie mehr und regelmäßigere Informationen an die Kreditinsititute die Folge sein.

Wenn sich die Kapitaldienstgrenze verändert, wirkt sich dies auch direkt auf die Bonität aus. Dies kann beispielsweise dazu führen, dass die Kreditinstitute die variablen Zinsen verändern oder die Konditionen für neue Kredite sich Risiko orientiert erhöhen.

Wichtiger Hinweis: Banken planen den Kapitaldienstmit Sicherheitsabstand

Auch wenn die rechnerische Kapitaldienstgrenze 192 TEUR beträgt, nutzen Banken in der Praxis nicht 100 % davon. Es wird eine Sicherheitsmarge berücksichtigt, um finanzielle Engpässe zu vermeiden. Der tatsächliche Spielraum für neue Kredite liegt also unterhalb der rechnerischen Obergrenze.

Die Kreditinstitute sind nicht bereit, 100% der Kapitaldienstgrenze dafür einzuplanen, damit die Zinsen und die Tilgung für neue Kredite gedeckt werden. Damit es nicht zu Engpässen kommt, berücksichtigen die Kreditinstitute jedoch eine Auslastungsgrenze. Mit anderen Worten, was rechnerisch möglich ist, wird aus Sicherheitsgründen praktisch nicht voll eingesetzt.

Die Kapitaldienstgrenze ist ein entscheidender Kennwert für Unternehmer, Banken und Investoren. Sie zeigt, wie kreditfähig ein Unternehmen tatsächlich ist, unabhängig von Umsatz oder Gewinn. Unternehmer sollten regelmäßig ihre Kapitaldienstgrenze prüfen – insbesondere bei Investitionen, Verhandlungen mit Banken oder der Erstellung von Businessplänen.

Tipp: Lesen Sie in unserem Beitrag mehr über die Auslastung der Kapitaldienstgrenze.

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