Definition

Die Kapitaldienstgrenze ist der Betrag, den ein Kreditnehmer aus seinen laufenden Zuflüssen maximal für die Tilgung der Kredite und für Zinsen einsetzen kann. Der Betrag ist jedoch eine Obergrenze und bezieht sich in der Regel auf ein Kalenderjahr.

Berechnen der Kapitaldienstgrenze

Wenn Kreditinstitute ein Unternehmen beurteilen, ist die Kapitaldienstgrenze der kritische Wert. Daher wird er bei der Vergabe neuer Kredite nicht überschritten. Eine Sichtweise ist beispielsweise die richtige Beurteilung der wirtschaftlichen Verhältnisse eines Unternehmens. Eine andere berechtigte Sichtweise ist jedoch, ob Kreditnehmer zukünftig und nachhaltig mit einer hohen Wahrscheinlichkeit die Tilgung und die fälligen Zinsen begleichen kann? Wenn der Unternehmer seine Vorhaben nicht mehr finanzieren kann, führt das unweigerlich in eine Sackgasse. Darum sollten Unternehmer Kapitaldienstfähigkeit und Cash-Flow im Blick halten.

Wenn Unternehmer die Kapitaldienstgrenze selbst ermitteln wollen, können sie nach diesem Schema vorgehen:

Grundformel für Cash-Flow, Kapitaldienst und Kapitaldienstgrenze: 

Planung TEUR

  Jahresüberschuss nach Steuern

120,0

(+) Abschreibung des langfristigen Anlagevermögens

+ 160,0

(+/-) Veränderung der langfristigen Rückstellungen
(meist Pensionsrückstellungen)

+ 60,0

(+/-) Korrektur periodenfremde oder außerordentliche Zuflüsse oder Abflüsse

-40,0

= Cash-Flow (Praktiker Formel)

300,0

(+) Zinsaufwand

+ 38,0

= Erweiterter Cash-Flow

262,0

(-) Investitionen aus Eigenmitteln

-50,0

(-) Entnahmen / Ausschüttungen / Unternehmerlohn /
Erhöhung der Forderungen gegenüber Gesellschaftern

-40,0

(+) Einlagen / Gesellschafterdarlehen /
Reduzierung der Forderungen gegenüber Gesellschaftern

+ 20,0

= Kapitaldienstgrenze

192,0

Mit anderen Worten gesprochen ist die Kapitaldienstgrenze der verbleibende Mittelzufluss des Unternehmens in einem Geschäftsjahr.
Das heißt in unseren Beispiel, dies sind der Cash-Flow nach Steuern von 280 TEUR abzüglich Entnahmen, Ergebnisverwendungen oder Investitionen aus Eigenmitteln zuzüglich der Einlagen.

Anwendung

Wenn ein Businessplan erarbeitet wird, sind eine Umsatz- und Kostenplanung und eine Liquiditätsplanung die typischen Inhalte. Diese Unterlagen geben die Unternehmen an ihre Geschäftsbanken weiter. Unternehmer und die Mitarbeiter bei den Kreditinstituten können daraus dann die Kapitaldienstgrenze ermitteln. Daraus folgt beispielsweise die Einstufung der Bonität und die Überprüfung der Kreditwürdigkeit. Insofern besprechen Kreditsachbearbeiter und Unternehmer regelmäßig die Bonität und die Kapitaldienstgrenze.

Aus der Kapitaldienstgrenze kann sich ergeben, dass ein Spielraum für eine weitere Kreditaufnahme besteht. Wenn sie sich als Folge einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation verringert, können engere Auflagen der Kreditführung sowie mehr und regelmäßigere Informationen an die Kreditinsititute die Folge sein.

Wenn sich die Kapitaldienstgrenze verändert, wirkt sich dies auch direkt auf die Bonität aus. Dies kann beispielsweise dazu führen, dass die Kreditinstitute die variablen Zinsen verändern oder die Konditionen für neue Kredite sich Risiko orientiert erhöhen.

Die Kreditinstitute sind nicht bereit, 100% der Kapitaldienstgrenze dafür einzuplanen, damit die Zinsen und die Tilgung für neue Kredite gedeckt werden. Damit es nicht zu Engpässen kommt, berücksichtigen die Kreditinstitute jedoch eine Auslastungsgrenze. Mit anderen Worten, was rechnerisch möglich ist, wird aus Sicherheitsgründen praktisch nicht voll eingesetzt.

Lesen Sie in unserem Beitrag mehr über die Auslastung der Kapitaldienstgrenze.

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