Definition Auslastung der Kapitaldienstgrenze
Die Auslastung der Kapitaldienstgrenze zeigt den Anteil des freien Cash-Flow, den ein Unternehmen dafür einsetzen muss, um den Kapitaldienst, also die Zinsaufwendungen und die Tilgungen zu leisten.
Berechnen der Auslastung der Kapitaldienstgrenze
Auslastung (in %) | = | Kapitaldienst (150,0 Tsd. Euro) | (*) 100 (75%) |
Kapitaldienstgrenze (200,0 Tsd. Euro) |
In unserem Beispiel betragen die Zinsen eines Unternehmens 30,0 Tsd. Euro und die Tilgung 120,0 Tsd. Euro. Der Kapitaldienst des Unternehmens beträgt also 150,0 Tsd. Euro.
Die Kapitaldienstgrenze ist der freie Cash-Flow, den ein Unternehmen weder für Entnahmen oder Ausschüttungen, noch für Investitionen aus Eigenmitteln oder Steuern einsetzt. Mit anderen Worten ist dies der Betrag, den ein Unternehmen maximal für die Zinsen und die Tilgung einsetzten kann. In unserem Beispiel beträgt die Kapitaldienstgrenze 200,0 Tsd. Euro. Die Kapitaldienstgrenze ist also zu 75% ausgelastet.
Anwendung der Auslastung der Kapitaldienstgrenze
Kreditinstitute beurteilen Unternehmen aufgrund der Auslastung der Kapitaldienstgrenze. Wenn die Auslastung bereits sehr hoch ist, hat das Unternehmen einen sehr geringen Spielraum, um neue Darlehen aufzunehmen. Daraus ergibt es sich, dass das Unternehmen nur geringe oder keine Möglichkeiten mehr besitzt, um zu investieren. Ebenso eng ist der Spielraum, wenn der freie Cash-Flow aufgrund einer Rezession geringer wird.
Damit die Kapitaldienstfähigkeit nachhaltig gesichert ist, erwarten die Kreditinstitute von den Unternehmen, dass die Auslastung nicht zu hoch ist. Es sollte eine Überdeckung bestehen, mit der Unternehmen besondere Umstände auffangen können, ohne dass sie in Schwierigkeiten geraten.
Jedes Kreditinstitut hat eine eigene Risikopolitik und bewertet die Situationen für sich. Dennoch kann man folgenden generellen Werte berücksichtigen.
Auslastung Bewertung aus Bankensicht
< 60% sehr gut, Auslastung ist gering, Kapitaldienstfähigkeit ist uneingeschränkt gegeben.
< 70% Auslastung ist angemessen, Kapitaldienstfähigkeit besteht definitiv.
< 80% Auslastung ist noch befriedigend.
< 90% Die Auslastung ist bereits kritisch, noch gegeben. > 90% ab hier ist die Auslastung bereits äußerst kritisch.
> 100% die Auslastung der Kapitaldienstfähigkeit ist definitiv zu hoch.
Kreditinstitute stufen Unternehmen in Risikogruppen ein. Wenn wir unser Beispielunternehmen betrachten, ist die Einschätzung noch vertretbar und unkritisch. Erhöht sich die Auslastung jedoch auf über 85%, so kann die Situation schon als kritisch eingeschätzt werden. Erhöht sich der freie Cash Flow und verringert sich die Auslastung auf unter 70%, dann verbessert sich die Einstufung auf befriedigend bis ausreichend. Dies bedeutet in jedem Fall grünes Licht für neue Investitionen