Definition Kalkulationsschema Schmuck und Uhren

Ein Kalkulationsschema für Schmuck und Uhren bildet die Struktur, um die direkten Kosten für Schmuck oder für Uhren zu erfassen und die indirekten Kosten mit Hilfe der Kalkulationszuschläge zu errechnen. Wenn man Schmuck oder Uhren kalkuliert, erwartet man als Ergebnis den Zielpreis. Wenn die Kurse für Edelmetalle oder Kalkulationskurse für Fremdwährungen sich ändern, hat dies eine starke Auswirkung auf den Zielpreis. Aus diesem Grund müssen diese Kalkulationsparameter im Kalkulationsschema offene Variablen sein. Der Marktpreis wird in der Regel aus Gesichtspunkten des Marketings und des Vertriebs als Wert bewusst und durch manuelle Eingabe in der Preisliste geführt.

Eine Besonderheit des Kalkulationsschemas ist, dass die Edelmetalle und Brillanten oder Farbsteine mit Ihren Caratgewichten oder Stückzahlen separat von den anderen Kosten, also den sogenannten Faconkosten erfasst werden. Der Preis als Ergebnis einer Artikelkalkulation bezieht sich immer auf einen Kalkulationskurs. Das Ergebnis kann ein Totalpreis, also ein Preis inklusive Edelmetallen sein. Es kann jedoch auch ein sogenannter Faconpreis, der Preis für den Fall der Anlieferung und Beistellung von Edelmetallen sein.

Beschreibung Kalkulationsschema für Schmuck und Uhren

Stückliste und Teilebeschreibung benötigen besondere Kalkulations­parameter

Das Kalkulationsschema für Schmuck und Uhren nimmt die verschiedenen Baugruppen mit seinen Stücklisten und Arbeitsplänen auf. Wenn Edelmetalle, Brillanten, Diamanten oder Farbsteine verarbeitet werden, beinhaltet die Teilebeschreibung besondere Kalkulationsparameter.

Für die Edelmetalle sind dies zum Beispiel die Legierungen mit der Zusammensetzung der Legierungsbestandteile, die Kurse und die generellen Verarbeitungsverluste. Wenn Brillanten oder Diamanten eingesetzt werden, müssen Form, Schliff, Qualität und Reinheit die Eigenschaften auf der Teileebene haben und sich im Kalkulationsschema auf die oberen Ebenen vererben. In der Regel arbeiten die Unternehmen mit Preistabellen, indem Caratgewichte der verarbeiteten einzelnen Steine bestimmten Caratgruppen zugeordnet werden. Wenn dies der Fall ist, nutzen Unternehmen häufig auch unterschiedliche Kalkulationsaufschläge. Werden jedoch besondere Einzelsteine mit Zertifikat (Center Stones) oder prägnante Farbsteine eingesetzt, so werden die Kalkulationszuschläge in der Regel individuell eingesetzt.

Die Kalkulation von Schmuck und Uhren muss berücksichtigen, dass die Kaufentscheidung meist aufgrund psychologischer und emotionaler Aspekte getroffen wird. Dies ist der Grund, warum die Unternehmen an sehr vielen Stellen in den standardisierten Kalkulationsablauf und die Parameter eingreifen. Deshalb müssen auch viele Parameter im Schema direkt zugänglich sein.

Ausführungs- und Kalkulationsvarianten werden auf zulässige Varianten eingegrenzt

Die Unternehmen stellen ein Grundmodell her und benötigen eine Kalkulation von Varianten. Wenn jedoch nicht alle möglichen Varianten auch sinnvoll oder gewünscht sind, müssen die Unternehmen die zugelassenen Varianten für einen Artikel definieren können. In den Fällen, in denen ein Unternehmen auch Ausführungsvarianten in der Oberfläche anbietet, muss die Variantenbildung auch Arbeitsgänge berücksichtigen.

Sobald Uhren mit anderen Komplikationen ausgeliefert werden, sind dies meist keine Artikel- oder Kalkulationsvarianten mehr, sondern grundlegend neue Modelle. Dies trifft zum Beispiel auch für Uhrenbänder, Uhrengläser, Lünetten oder Kronen zu.

Wenn der Zuschlagsbaum vielstufig und tief ist, verlieren die Unternehmen die Übersicht über die Auswirkung der Beaufschlagung der teuren Materialkomponenten. Mit anderen Worten, es ist kritisch, wenn Unternehmen auf die Edelmetalle ein Zuschlag für Materialgemeinkosten und dann noch weitere Zuschläge für Verwaltungs- und Vertriebskosten aufrechnen. Kursänderungen führen leicht zu übermäßigen Preiseffekten. Daher ist es sinnvoll, dass jede Komponente und jede Baugruppe einstufig kalkuliert wird. Jede Komponente oder Baugruppe soll wie in einer Baukastenkalkulation eingefügt oder entnommen werden.

Anwendung Kalkulationsschema für Schmuck und Uhren

Grundmodelle mit Ausführungs­varianten

Wenn man Schmuck oder Uhren kalkuliert, trifft man vor allem auf Grundmodelle mit Ausführungsvarianten. Insbesondere fertigen die Unternehmen den Schmuck in den mittleren oder oberen Preisbändern in Stückzahl 1. Die Uhrenhersteller erzielen etwas größere Losgrößen. Wenn die Ausführungsvarianten sich gegenüber dem Grundmodell ändern, hat dies auch eine Auswirkung auf die Fertigungsschritte. Einfache Anwendungsfälle sind die Änderung der Legierung oder des Edelsteinbesatzes. Komplexere Anwendungen können jedoch so weit gehen, dass ein grundlegend veränderter Artikel erzeugt wird. Wenn dies zum Geschäftsmodell eines Schmuck- oder Uhrenherstellers gehört, ist die Variantenkalkulation mit einer Baukastenlogik die geeignete Anwendung. Damit die Unternehmen die Kalkulationen der Varianten nicht von Grunde auf neu erstellen müssen, benötigen sie detaillierte Kopierfunktionen.

Wenn die Anwendung einer Kalkulation zunächst jedoch lediglich für Preisauskunft oder ein Angebot dient, wünschen die Praktiker, dass die Kalkulation und das Kalkulationsschema im Angebotswesen eingebunden sind. Die Artikelanlage begrenzt sich dann auf die Eingaben, die für die Preisfindung notwendig sind. Wenn der Kunde den Artikel beauftragt, erfasst die Arbeitsvorbereitung (Kabinett) die vollständigen Angaben zum Artikel.

Ausführungs­varianten für Schmuck, Uhren und Accesoires

Der erste Schritt ist, das Grundmodell eines Schmuckstücks oder einer Uhr festzulegen. Damit meint man beispielsweise, in welcher Legierung man den Artikel generell anbieten und verkaufen möchte. Dies könnte 585 Gelbgold, also 14 Carat sein. Die Abmessung, also beispielsweise die Ringweite oder die Kettenlänge, sind wichtige Artikelvarianten, denn sie sind eine Bezugsgröße für die Berechnung von Preisen oder Gewichten. Andere Merkmale der Grundausführung können die Brillantart, die Qualität und das Brillantgewicht in Carat oder die Oberfläche sein. Eine Uhr kann die Varianten Zifferblatt, Zeiger, Lunette, Drücker, (Glas-)Boden, Band und Schließe, manchmal auch Werk haben.

Wenn man die Grundvariante vollständig definiert hat, kann auch eine Änderung der Stückliste und des Arbeitsplanes als Ableitung vom Grundmodell erfolgen. Über die Legierungsbestandteile des Grundmodells und das Fertiggewicht kann man den Preis von 585 Gelbgold auf 585 Palladium Weissgold oder 750 Gelbgold umrechnen. Hierfür ist es wichtig, dass die Einkaufspreise jedes Teiles, also auch des Kettenschlosses oder der Bandschließe als sogenannter Faconwert für die Kalkulation geführt werden.

Verbindung von Variantenmerkmal und Arbeitsgang

Wie in vielen anderen Branchen ist es auch bei Schmuck und Uhren sinnvoll mit Standardbaugruppen mit vordefinierten Stücklisten zu arbeiten. Wenn Unternehmen Oberflächenvarianten berücksichtigt, ist es für sie günstig, eine direkte Zuordnung zwischen Variantenmerkmal und Arbeitsgang anzulegen. Die Oberflächenvariante „poliert“ ist zum Beispiel mit dem Arbeitsgang „Polieren“ verbunden, während das Grundmodell in der Ausführungsvariante „mattiert“ angelegt ist. Ein weiteres Beispiel ist die kalkulatorische Berücksichtigung der Arbeitsgänge Lasergravur oder Weitenänderung, wenn Ringe zunächst unbearbeitet an den Handel abgegeben und bei dessen Verkauf nochmals zum Hersteller zur Nachbearbeitung kommen.

Die Anwendung des Kalkulationsschemas für Schmuck und Uhren sieht in der Regel Fertigungsgemeinkosten vor. Wenn der Aufwand der Arbeitsvorbereitung für eine Variante sich gegenüber dem Grundmodell gravierend verändert, ohne dass die die direkten Fertigungskosten sich wesentlich erhöhen, ist eine prozessorientierte Sicht richtig. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn ein Unternehmen einen Artikel in seiner Variante mit sehr vielen kleinen Steinen ausgefasst anbietet. Wenn man Arbeitsgänge für die Arbeitsvorbereitung anlegt und diese als direkte Kosten in der Kalkulation berücksichtigt, führt die Anwendung zu einer verursachergerechten Kostenkalkulation. Wenn die Variante der Kostentreiber ist und man die Kosten der Arbeitsvorbereitung aufwandsbezogen berechnet möchte, ist diese Lösung in der Praxis vorteilhaft. Für die Anwendung dieser Fälle müssen die Unternehmen eine Wissensdatenbank anlegen und benötigen Know-How für richtige Steuerung.

Diese Preisarten sind wichtige Ergebnisse einer Kalkulation von Schmuck und Uhren

Mit Faconpreis meint man den Preis eines Artikels, wenn der Kunde das Gold oder ein anderes Edelmetall beistellt. Diese Preisart ist besonders verbreitet, wenn hohe Stückzahlen und Gewichte erreicht werden und der Kunde über eigene Edelmetalle verfügt. Der Faconpreis berücksichtigt die Kalkulationszuschläge auf das Edelmetall bei einem gegebenen Kalkulationskurs, aber nicht die Einzelkosten. Wenn der Kunde lediglich das Feingold beigestellt, muss der Faconpreis auch die Silberanteile der Legierung beinhalten.

Der Totalpreis dagegen ist der Preis eines Artikels ohne Kundenbeistellung des Edelmetalls.

Gelegentlich stellen Kunden einen Brillanten oder Diamanten als Center Stone bei. Hat der Artikel weitere Edelsteine, so entnimmt der Hersteller diese aus seinen Beständen. Für den Center Stone wird nur der Arbeitsgang Fassen sowie ein Materialgemeinkostenzuschlag berechnet, für die weiteren Edelsteine nutzt man die reguläre Kalkulation.

In seltenen Fällen beziehen die Kunden einen Artikel, der lediglich die Fassung eines Steines vorsieht. Dann kaufen sie zum Fassungspreis, in dem jedoch nur der Arbeitsgang Bohren, Vorbereiten der Fassung kalkuliert ist.

Welche Preisarten man anbietet hängt stark vom Geschäftsmodell, den Kunden und den eigenen Ziele ab. Es sollten jedoch immer auch die Kosten für das Handling des angelieferten Materials und die Arbeitsgänge dieser Variante enthalten sein. Wer sich damit begnügt, die Materialeinzelkosten vom Verkaufspreis abzuziehen und dabei seine internen Abläufe aufbläht, kann sich auch leicht schaden.

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