Die Kalkulation für ein Kunststoffteil hängt sehr stark von dem Verhältnis der Zykluszeiten und der Zeiten für das Rüsten und Anfahren der Anlage ab. Häufig fordern die Kunden eine Kalkulationsbasis von kleinen Losgrößen. Wenn der Kunde die Abnahmemengen und Zyklen seines Rahmenvertrages zuverlässig einhält, sind die Praktiker oft versucht, die Losgrößen zu erhöhen und dadurch die Maschinenkosten zu optimieren. Die Folgen sind hohe Lagerbestände und im Lager gebundenes Kapital. Hier sollte man daher nicht nur die Maschinenkosten, sondern auch die Time to Cash berücksichtigen. Denn wenn die Liquidität im Lager gebunden ist, geht dies oft zu Lasten der Einkaufsmengen und Einkaufspreisen des Granulats.

So ermitteln Sie die Zykluszeit und kalkulieren die Maschinenzeiten des Kunststoffteils

Die Prozesszeiten eines Zyklus stehen als Betriebsdaten zur Verfügung. Die Angebotskalkulation kann entweder anhand von Simulationswerten oder mit Hilfe der Zykluszeiten von Vergleichsprodukten erstellt werden. In der Teilekalkulation rechnet man die Zykluszeiten auf die Anzahl der Kavitäten um. Die Kalkulationszeit der Spritzgussmaschine eines Bauteils ist also die Zykluszeit dividiert durch die Kavitäten.

Den Zyklus kann man vereinfacht wie folgt beschreiben:

  1. Das Werkzeug schließt sich
  2. Die Einspritzeinheit fährt vor
  3. Der Kunststoff wird eingespritzt
  4. Das Werkzeug wird nachgedrückt
  5. Der Kunststoff plastiziert
  6. Spritzeinheit zurückfahren und abkühlen
  7. Werkzeug öffnen und abkühlen
  8. Kunststoffteil auswerfen, Werkzeug entladen
  9. Kunststoffteil mit Handhabung aufnehmen

Die Produktionsdaten in der Kalkulation für ein Kunststoffteil

Die Anzahl der Kavitäten wird durch das Werkzeug vorgegeben.

Die Losgröße (Lot size) und die Rüstzeit (Set up time) sind entscheidende Parameter in der Kalkulation. Die Ausschussrate (Total waste rate) erhöht die Bearbeitungszeit der herzustellenden Losgröße.

Ein Beispiel für die Kalkulation der Maschinenzeiten für eine Kunststoffteil

Das Werkzeug ist in diesem Beispiel mit 4 Kavitäten ausgelegt, pro Zyklus werden also 4 Teile gespritzt.

Der Kunde fordert Lieferungen über 1000 Stück, die Losgröße könnte also 1000 Stück betragen.

Das Rüsten des Werkzeuges auf der Maschine beträgt 180 Minuten.

Der Zyklus dauert 0,45 Minuten, also die Zeit vom Schließen des Werkzeuges bis zum Entladen des Werkzeuges und dem Entnehmen durch die Handhabung.

Dies ergibt 80 Spritzvorgänge pro Stunde, also 3600 sec/45sec/Teil = 80 Teile, 80 shots/h.

Die Ausschussrate für dieses Kunststoffteil beträgt jedoch 3%.

Das Werkzeug hat 4 Kavitäten, so dass in der Stunde 320 Teile gefertigt werden.

Innerhalb des definierten Teilespektrums liegen 310 Teile pro Stunde.

Das Fertigungslos läuft 3 Std 23 Minuten auf der Maschine, die Rüstzeiten betragen dagegen 3 Stunden.

Praxistipp für die Kalkulation aus unserer Unternehmens­beratung

Es ist ganz offensichtlich, dass das Verhältnis der Rüstzeiten zu den Bearbeitungszeiten ungünstig ist. Daher ist es naheliegend, das man die Zeiten für das Rüsten und  Anfahren der Maschine optimiert. Der erste Ansatz ist also, die Losgrößen zu erhöhen. Die Voraussetzung ist jedoch, dass der Materialanteil eines Teiles und die Nachteile aus der Kapitalbindung im Lager die Einsparungen aus der höheren Losgröße nicht aufzehren. Eine wichtige Rolle spielen jedoch auch die Vertragstreue die Abrufzyklen des Abnehmers. Wenn Kunststoffteile durch optimierte Losgrößen auf Lager gefertigt werden, sollte Time to Cash aus Kosten- und Risikogründen durchschnittlich nicht länger als 60 Tage betragen. Sehr kapitalstarke Unternehmen können Produkte mit geringen Materialkosten auch über 90 Tage lagern, wenn die Abnehmer ihre Rahmenverträge einhalten.

So kalkulieren Sie ein Kunststoffteil

Sie benötigen die Maschinenstammdaten. Für die Kalkulation ist es wichtig, dass Sie auf die Kapazitätsdaten und den Maschinenstundensatz der Spritzgussmaschine und der Handhabung zugreifen können. Hier geht es um die Abschreibung, die Versicherung, den Raumbedarf mit den Kosten, die Instandhaltung. die Energiekosten und der Verbrauch an Kleinwerkzeugen und sonstigem Material.

Für die Bearbeitungskosten benötigen Sie den Personalkostensatz des Einrichters. Der Personalkostensatz des Anlagenbedieners und die Einteilung auf die Anzahl der Maschinen ist ebenso eine wichtige Grundvoraussetzung.

Wenn Sie Einlegeteile montieren und die Teile in Transportboxen des Kunden eingelegt werden müssen, sind die Kosten der Bearbeiter und eventuell sogar eine Vorgabezeit, oder eine Bearbeitungszeit wichtig.

Das Material kann bei Teilen mit großem Volumen eine besondere Bedeutung haben, denn die Materialpreise schwanken stark. Den Materialbedarf jeder Materialart eines Teiles errechnen Sie aus dem Volumen des Teils, der Dichte, dem Anteil der Materialart am Teil bei Mehrkomponententeilen und dem Materialeinkaufspreis. Es ist auf jeden Fall wichtig, den Ausschuss zu berücksichtigen. Für ein Kunststoffteil werden jedoch auch nicht direkt kalkulierbares Material und Materialgemeinkosten eingesetzt, die Sie in der Kalkulation veranschlagen müssen.

Wenn Sie die Teile selbst anliefern, sollten Sie die Transportkosten aus der Kostenstelle des Fuhrparks kennen, ansonsten können Se mit Frachtkosten einer Spedition zur Abladestation des Kunden kalkulieren.

Folgen einer geschätzten Kalkulation für ein Kunststoffteil

Die Abnehmer erzeugen einen Preisdruck für Verhandlungen. Wenn Sie Ihre Maschine mit unterkalkulierten Artikeln belegen, ist der Verlust über Jahre hin vorgegeben. Ist jedoch eine Anlage zu schwach ausgelastet, weil Sie auf die Preisvorstellungen der Kunden nicht einsteigen, müssen Sie sich wieder mit einer Verlustgefahr befassen. Wir haben das Wissen und die Erfahrung, um die Auslastung einer Anlage mit den Deckungsbeiträgen aus den vielen verschiedenen Kunststoffteilen zu bewerten. Das gibt den Unternehmern die Sicherheit, die sie brauchen, um in Preisverhandlungen zu entscheiden.

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